Ehrentrunkpokal und Ratsherrenbecher

 

Gar manche Städte nennen Kunstschätze ihr eigen, die im Laufe der Jahrhunderte meist durch Stiftungen entstanden. Die Stadt Heidenheim ging jedoch nicht so begünstigt durch die Zeiten, und das etwas mehr als 100 Jahre alte Rathaus in der Hauptstraße birgt weder schöne Stukkaturen, eichengeschnitzte Türen, kunstgeschmiedete Schlösser noch wertvolle Gemälde. Noch nie trug das Stadtoberhaupt als Zeichen seiner Würde eine kunstvolle Amtskette.
So entstand im Jahre 1935 der Plan, einen Ehrenpokal zu schaffen, um hohen Gästen, die der Stadt einen Besuch abstatten, nach altem Brauch einen Willkommenstrunk zu verabreichen.

Der Gemeinderat machte im November 1936 dem Oberbürgermeister und der Stadt den Ehrentrunkpokal zum Geschenk. Das Kunstwerk wurde entworfen und persönlich gearbeitet von dem Glaskünstler Professor W. von Eiff an der staatlichen Kunstgewerbeschule in Stuttgart. Der Pokal zeigt im Reliefschnitt den Heidekopf. Gleichzeitig stiftete der Ratsherr Jooß für seine Kollegen 30 Ratsherrenbecher, ebenfalls in der Stuttgarter Kunstgewerbeschule hergestellt von der Meisterin Nora Ortlieb. Der Pokal und alle Gläser sind einmalig durch Künstlerhand geschaffen worden. Um zur gemeinsamen Benützung bereitzustehen, waren die Ratsherrenbecher bis 1944 in einem Glasschrank in der Weinstube "Bettlade" neben dem Rathaus untergebracht. Dann wurde ein Teil der Gläser samt Pokal gegen Kriegsende nach Itzelberg verlagert und sind seitdem verschollen. Von den wenigen Gläsern, die den Krieg überdauerten, sind nur noch zwei im Stadtarchiv. Nach der getroffenen Bestimmung sollen die Gläser nach dem Ableben der Besitzer in das Eigentum der Stadt übergehen.