Heidenheimer Chronik 1600
Zeittafel
1603/04 | Einwohnerzahl wenig über 800 Seelen. Vor dem 30jährigen Krieg wohl an die 1000 Einwohner. |
1607 | Rathausneubau. |
1608 | Hochdruckwasserleitung von der Brunnenmühle auf Schloß Hellenstein und in die Stadt Heidenheim. Zerstört im 30jährigen Krieg. Der Schloßbrunnen wurde erst 1666-69 gegraben. |
1618-1648 | 30jähriger Krieg. Der Krieg begann als Glaubenskrieg und endete als
Machtkampf zwischen den katholischen Habsburger Kaisern (die Spanien, Österreich,
Böhmen, große Teile von Italien und die südlichen Niederlande kontrollierten,
und mit Hilfe der katholischen deutschen Fürsten um ihre traditionelle Macht
in Deutschland kämpften) und den protestantischen Franzosen und Schweden (mit
Hilfe der protestantischen deutschen Fürsten). Resultate des Krieges: - Religionsfreiheit. - Zerstörung und Verarmung der deutschen Länder· - Frankreich wird das mächtigste Land in Europa. - Das Heilige Römische Reich wird eine bedeutungslose Formalität. |
1621/22 | Trotz des Krieges wurde die Stadtkirche vergrößert. |
1622 | Die Schlacht bei Wimpsen schlug ihre Wellen nicht bis Heidenheim; jedoch Kriegskosten und Truppendurchzüge. |
1627 | Feldherr Wallenstein "der schlimmste Feind Württembergs" saugte das Land aus. Plünderungen allenthalben außerhalb der Reichweite der Kanonen von Schloß Hellenstein. |
1630 | 6. Juni: Herzog Ludwig Friedrich, Unterredung mit Wallenstein auf Schloß
Hellenstein. 23. Juni: Wallenstein erschien erneut mit 25 Reisewagen in Heidenheim. |
1631 | "Kirschenkrieg", so genannt, weil in diesem Jahr bloß Kirschenblut floß. Eine kaiserliche Besatzung wurde auf den Hellenstein gelegt. |
1631/32 | War viel Einquartierung hier. |
1634 | 18. April: Reiterscharen vom Heere Herzogs Bernhard von Weimar richteten
großen Unfug an. August: Kaiserliche Truppen, meist Kroaten plünderten Bopfingen, Aalen, Heidenheim samt umliegenden Orten. 20. August: Das schwedische Heer zog über Giengen nach Heidenheim. Am 21. August nach Aalen und weiter nach Nördlingen seinem Verhängnis entgegen. 6. Sept.: Schlacht bei Nördlingen. Als Folge wurde die Gegend rund um Heidenheim verwüstet (Giengen, Aalen, Fleinheim, Steinheim u.a.). Heidenheim selbst blieb wehrhaft. Die äußeren Teile von Heidenheim wurden jedoch zerstört. Ziegelstadel, Papiermühle und die meisten Häuser der Vorstädte außerhalb der Stadtmauer brannten ab. Die Wasserleitung wurde komplett zerstört und der Stadtbach vom Feind umgeleitet. Das Vieh geraubt oder gleich verzehrt. Am 5./15.09.1634 brannte Giengen innerhalb der Befestigungsanlagen fast vollständig nieder. Von diesem Schlag erholte sich die Stadt trotz relativ raschen Wiederaufbaus nicht mehr. 13. Sept.: Stadt und Schloß wurden von den Spaniern besetzt und ausgeplündert. Die Pest brach aus, 687 Tote darunter 447 aus der Stadt. |
1635 | 16. Okt.: Besitzergreifung durch Bayern. 28. Dez. Heidenheim musste dem Herzog von Bayern den Eid der Treue leisten. |
1636 | Der herzogliche Vicekanzler Burkard durchreiste das Heidenheimer Land und erblickte nur wenige, halb verhungerte Menschen. |
1637 | Nach dem Tode des unerbittlichen Ferdinand II., erhielt im Nov. Herzog Eberhard die Zusage sein Land wieder zu erhalten, jedoch ohne Heidenheim. |
1645 | Die Bayern durchzogen das Brenztal in Richtung Remstal gegen die Franzosen und deren Anführer Türenne. |
1646 | Beim Anrücken der Schweden bemächtigte sich Herzog Eberhard von Württemberg der Herrschaft Heidenheim. |
1648 | Die Schweden plünderten Heidenheim. Franzosen besetzten Heidenheim
und Schloß Hellenstein. Kanzler Andreas Burkard und der Geheime Rat
Konrad Varnbüler erreichten in zähen Verhandlung und mit Geschick,
daß Heidenheim wieder zu Württemberg kam. 24. Okt.: Der Westfälische Friede kam zustande. Am 2. Nov. feierte man das Friedensfest. Bald darauf räumten die Franzosen Schloß Hellenstein. |
1649 | Schnaitheim berichtete, daß seit der Schlacht von Nördlingen vor 15 Jahren, sie jede Woche einen Durchzug oder Quartier hatten. |
1650-1700 | Württemberg hatte unter den landgierigen Franzosen sehr zu leiden. Heidenheim wurde zwar nicht mehr direkt behelligt, musste aber "Brandschatzungsgelder" leisten. Ständige kaiserliche Truppendurchzüge und lange Winterquartiere belasteten. Trotzdem konnte Heidenheim in diesen 50 Jahren Kräfte sammeln, lebte doch zu der Zeit eine ganze Generation Heidenheimer im unsicherem Frieden. Die Württemberger Herzöge besuchten immer wieder Heidenheim. |
1655 | Der Leinwandhandel kam wieder in Gang. |
1659/60 | Eine Sägmühle ging wieder in Betrieb. |
1661/62 | Pflasterung vom oberen bis mittlerem Tor. |
1666 | 22. Juni nachts 12 Uhr, das Obertorhäuslein brannte ab. Der Burgbrunnen "Kindlesbrunnen" wurde von 1666 bis 1670 von Königsbronner Bergknappen gegraben. Ein sehr teures und aufwändiges Unternehmen, das etwa 6.750 Gulden (nach heutiger Kaufkraft [2011] grob 500.000 EUR) kostete. |
1683-1714 | In den Kriegen gegen die Türken und im spanischen Erbfolgekrieg wird Österreich zur europäischen Großmacht. |
1693 | Weil die Franzosen Stuttgart bedrohten, verweilen der eben volljährig gewordene Eberhard Ludwig, seine Mutter Magdalena Sibylla und der ganze Hofstaat Württemberg, für einen längeren Sommeraufenthalt auf Schloß Hellenstein. |
1699 | Herzog Eberhard Ludwig nahm das Heidenheimer Stadtwappen, den "Heidekopf", ins herzogliche Wappen mit auf. |
Buch Heidenheimer Chronik 1300-1910: Verlag Uwe Siedentop |