Heidenheimer Chronik 1700

      

Zeittafel

1701-1714 spanischer Erbfolgekrieg. Die schwersten Jahre für Heidenheim waren 1703 und 1704.
1702 8. Okt.: General Palffy kam mit seinem Heer von Göppingen her nach Heidenheim und besetzte am 9. Lauingen und Dillingen.
1703 Frühjahr: der französische General de Villars brandschatz die Herrschaft Heidenheim. Die Stadt musste zur Abwendung der angedrohten Brandfackl 6048 fl. zahlen.
Am 7. April mußte die Stadt ein groß eisen Stück (Kanone) nach Göppingen bringen.
28. April: Die Vorhut des österreichischen Feldmarschalls Styrum unter Herzog Eberhard Ludwig stand am 28. April 1703 zur Deckung des Landes gegen die Bayern bei Heidenheim.
Am 17. Sep. kam der schwäbische Generalmajor v. Reischach mit 6000 Mann bei Heidenheim an.
2. Okt.: die kaiserliche Armee stand bei Heidenheim.
19. Dez. - 16. Mai: 150 Tage lang französisches Winterquartier hier.
1704 Januar: Der französische General Blainville nahm die Reichsstadt Giengen ein.
5. Mai: Die kaiserlichen vertreiben die Franzosen unter Markgrafen von Baireuth und General Styrums. Der holländische General Razamer war in der Krone einquartiert.
2. August: Prinz Eugen von Savoyen kam mit seinem Heer für einen Tag nach Heidenheim und übernachtete auf Schloß Hellenstein.
13. August: Prinz Eugen von Savoyen und der englische Herzog von Marlborough vereinigten ihre Heere und brachten den Franzosen, dem Kurfürsten von Bayern und den Marschällen Marcin und Tallard bei Höchstätt eine völlige Niederlage bei; mit einem Verlust von 30.000 Mann. Ein englisches Lazarett wurde hier angelegt. Die Stadt bat General-Feldmarschall-Lieutnant v. Fugger erfolgreich um Verlegung der 600 Gefangenen weg von Heidenheim.
1706 Als Bürger kaufte sich in diesem Jahr ein: Johann Melchior Voith, Nagelschmied von Nördlingen gebürtig, der sich mit Peter Kendtners Witwe verheiratete. Bezahlte Gebühr 12 fl. (fl. = Gulden).
1707 3. Jun. - 5. Jul.: Herzogin Johanna Elisabetha floh vor Marschall Villars auf Schloß Hellenstein, da dieser in Stuttgart eingezogen war.
1713 Am 6. Nov. kam Generalquartiermeister v. Elfter, am 28. Nov. General Fugger hier durch.
1717 22. Dez.: General Johann Jakob Wunsch, der Kriegsgefährte Friedrichs des Großen, kam in Heidenheim zu Welt.
1719 Herzog Eberhard Ludwig mit großer Begleitung auf dem Schloß zur Ausübung der Jagd.
1724 Am Johannisfeiertag wurde der Schäferlauf abgehalten.
1731 Tod von Erbprinz Friedrich Ludwig zwei Jahre vor seinem Vater.
1736/37 Der Jud Süß zwang die Stadt ein Los seiner Lotterie zu kaufen.
1738 Krieg mit Frankreich drohte. Herzog Karl Alexander sendete eine Werbekommission zur zwangsweiser Auswahl von Jan. - Apr. hierher. Alle Männer zwischen 18-40 Jahren wurden eingezogen. Nur die Reichen dürfen sich freikaufen.
1740–1748 Österreichischer Erbfolgekrieg.
1743 12. Juli: die Königl. Ungarische Armee unter Prinz Karl von Lothringen errichtete beim Durchzug ein großes Lager hier.
1744 Oktober: die Königl. Ungarische und Österreichische Armee durchzog unsere Gegend, wobei Gerstetten schwer litt.
1745 Nov. - Dez.: Herzog Karl wie alljährlich zur Jagd auf Schloß Hellenstein. Die Stadt hatte 1259 Einwohner.
1756-1763 Der Siebenjährige Krieg. Preußen unter Friedrich dem Großen (1712-1786) wird zur europäischen Großmacht, und gewinnt ab jetzt zunehmend den Kampf gegen Österreich um Macht und Einfluss in Deutschland.
1758 Es wurden wie in allen Städten auch hier die Häuser nummeriert; es waren 214.
1762/63 28. Sep. - 30. Apr. befand sich das württ. Husarenregiment im Quartier hier. Christian Friedrich Daniel Schubart weilte zu der Zeit öfters in Heidenheim.
1770 Einführung des Kartoffelanbaus hier.
1772-1795 Die drei Teilungen Polens. Preußen, Österreich und Russland teilen Polen unter sich auf.
1786 Am 27. Aug. 1786 schlug der Blitz aus einem Gewitter zündend ins Schloß.
1789 Die französische Revolution, gegen die Preußen und Österreich energisch kämpfen.
1793-1796 1. Koalitionskrieg. Der franz. Befehlshaber Jean Victor Marie Moreau plünderte Schwaben und Bayern und zog erst vor Erzherzog Karl, dem Bruder des Kaisers zurück.
1794 600 französische Gefangene auf Schloß Hellenstein.
1796 2. Okt.: Schlacht bei Biberach zwischen der französischen Rhein- und Moselarmee unter ihrem Befehlshaber Jean Victor Marie Moreau und den Truppen des k.k. Feldmarschalleutnants Maximilian Baillet von Latour. Die Truppen von Baillet-Latour wurden in einer kurzen Schlacht geschlagen und ließen 300 Gefallene und Verwundete auf dem Schlachtfeld zurück.
Am 8. August rückte die franz. Division Taponnier von Heidenheim gegen Neresheim vor. Dort fand am 11. August eine Schlacht statt, die mit einem Sieg der Österreicher auf einem Flügel endigte und sogar das französische Hauptquartier in Heidenheim in Gefahr brachte, aber nicht entsprechend ausgenützt wurde. So konnten die Franzosen bei ihrem Abzug noch Stadt und Schloß total ausplündern.
Sept.: Eine österreichische Abteilung saß auf Schloß Hellenstein.
Demnach lag unser Heidenheim damals auf dem Kriegsschauplatz der beiden großen Heere, und da die Franzosen über einen Monat hier hausten, wundert es uns nicht, daß dieses Jahr als eines der schwersten in den französischen Revolutionskriegen verzeichnet werden muß.
1798-1799 2. Koalitionskrieg. Der franz. General Desbrusly gab den Befehl, die vier eisernen Geschütze auf dem Schloß durch Vernageln unschädlich zu machen.
1799 Vom 6. März bis 16. Juli lagen hier im Standquartier Bamberger Dragoner; vom 6. Nov. bis 30. Dez. Münster Dragoner.
1793-1801 Die Kriegslust der Franzosen brachte seit dem 30jährigen Krieg jede Generation von ihnen nach Deutschland um es zu bedrücken und auszurauben.

Buch Heidenheimer Chronik 1300-1910: Verlag Uwe Siedentop