Heidenheimer Chronik 1921

     

Januar | Februar | März | April | Mai | Juni | Juli | August | September | Oktober | November | Dezember


Januar 1921

Jan.
Gründung des Geflügelzuchtvereins Mergelstetten.
Der Gemeinderat beschließt die Einführung der Grundschule ab 1. Mai. Dadurch fallen die bisherigen 1. Klassen der Elementarschule und der Mädchenrealschule fort. Der weitere Abbau der Schulen vollzieht sich bis zum Jahre 1925. Bei den Anmeldungen zur Grundschule ergeben sich folgende Zahlen: Evang. 104 Knaben und 132 Mädchen. Kath. 34 Knaben und 28 Mädchen.
Die höheren Schulen im Bezirk weisen folgenden Besuch auf:
a) Realgymnasium 9 Klassen mit 6 Hauptlehrern und 98 Schülern;
b) Oberrealschule 15 Klassen mit 12 Haupt- sowie 4 Hilfslehrstellen und 374 Schülern;
c) Elementarschule 2 Klassen mit einem Haupt- und einem Hilfslehrer und 113 Schülern;
d) Mädchenrealschule 11 Klassen mit 4 ständigen Lehrern, 7 Lehrerinnen und 308 Schülerinnen.

1. 1.
Dr. Häußermann übernimmt die Apotheke in Schnaitheim. Der seitherige Inhaber der Apotheke, Apotheker Döring, verzieht nach Pfullingen.

7. 1.
Der Gemeinderat beschließt die Einführung einer Biersteuer, um nicht der Einkommensteuerzuweisung in Höhe von mehreren 100 000 Mark verlustig zu gehen. Die Biersteuer beträgt -.65 Mark pro hl für Biere mit 4 1/2 und mehr % Stammwürze, -.30 Mark pro hl für Biere mit einem niedrigeren Stammwürzegehalt.
Die Angehörigen des Ehrenbürgers Fabrikant Friedrich Pfenning stiften der Stadt ein Portrait des Verstorbenen. Das Portrait wird im Sitzungssaal des Rathauses aufgehängt.

18. 1.
Zeitungsglosse im "Grenzboten": "Wie die ganze Menschheit, so scheint auch das Wetter außer Rand und Band zu sein. Nichts ist mehr normal, die Preise nicht, die Leute nicht und auch das Wetter ist verhext. Heute abend, um 8 Uhr, brauste ein Gewittersturm mit Hagel- und Graupelschauern und elektrischen Entladungen über die Stadt. Was mag noch kommen?"

Februar 1921

24. 2.
Beitritt der Stadt zum Württ. Theaterbund.

März 1921

10. 3.
Der Gemeinderat beschließt den Beitritt zum Deutschen Städtetag. Die Mitgliedschaft ist eine mittelbare in der Form, daß der Württ. Städtetag die Mitgliedschaft für die Stadt erwirbt.
Vom Gemeinderat wird beschlossen, zur Grenzspende für Oberschlesien einen Beitrag von 1 000 Mark auszuschütten. Dies entspricht etwa einem Anteil von -.05 Mark für jeden Einwohner.

12. / 13. 3.
Mitgliederversammlung des Schwäb. Sängerbundes im Hotel Ochsen. Begrüßung der Gäste durch Oberbürgermeister Jaekle, dem Präsidenten des Schwäb. Sängerbundes.

13. 3.
Gastspiel des Kromer-Sextetts im Konzerthaus. Karl Kromer ist Dichter und Komponist des Liedes "Nach der Heimat möcht ich wieder".

19. 3. - 12. 7.
Verhandlung der Heidenheimer Unruhen vor der Strafkammer des Landgerichts Ellwangen. Die Unruhen hatten in den Ortsteilen Heidenheim, Schnaitheim und Mergelstetten in der Zeit vom 23.-26. 6. 1920 stattgefunden. Bei den Unruhen wurden Arbeiterwehren ins Leben gerufen, die die legitime Einwohnerwehr entwaffneten. Ausgangspunkt der Heidenheimer Unruhen war eine Teuerungsdemonstration im Juni 1920 gewesen, die zunächst ruhig verlief. Der Streit des Obsthändlers Schimmel mit Arbeiterfrauen wegen des Kirschenpreises, wobei Schimmel den Revolver zog, führte dann zu Gewalttätigkeiten und den Unruhen. Die Rädelsführer der Unruhen wurden mit Gefängnis und Freiheitsentzug bestraft.

30. 3.
Vertragsabschluß zwischen dem Bezirksrat und einigen Gemeinden, darunter der Stadt, und der Oberpostdirektion Stuttgart über die Errichtung einer Kraftfahrzeugverbindung für den Personen-, Reisegepäck- und Postsachenverkehr zwischen Gerstetten, Heldenfingen, Heuchlingen, Dettingen, Anhausen, Bolheim, Neubolheim, Mergelstetten, Heidenheim und Nattheim. Eröffnung der Linie am 15. Juli ohne das Teilstück Heidenheim-Nattheim.

April 1921

1. 4.
Eintrag der Volkskunstvereinigung ins Vereinsregister.
Das vorläufig vom Reichstag angenommene Ortsklassenverzeichnis stuft Heidenheim in die Ortsklasse C ein.

6. 4.
Von den Gemeinderäten Heidenheim, Bolheim, Burgberg, Gerstetten, Giengen, Herbrechtingen, Königsbronn, Mergelstetten, Nattheim und Steinheim wird ein gemeinsames Gewerbegericht mit dem Sitz in Heidenheim beschlossen. Den Vorsitz des Gewerbegerichts übernimmt Oberbürgermeister Jaekle.

Mai 1921

8. 5.
Evang. Bezirkskirchengesangsfest in der Pauluskirche unter Mitwirkung von sieben evang. Kirchenchören.

26. 5.
Tod des Gemeinderats Martin Eberhardt.

28. 5.
Gründung eines Arbeitersportkartells für das Oberamt im Konzerthaus. Sammlung "Deutsche Kinderhilfe" im Januar 1921 für den Bezirk, eingegangen 25 845.05 Mark.

28. / 29.5.
9. Donau-Brenz-Gauschießen auf dem Ottilienberg. Veranstalter Zimmer-Schützenclub Heidenheim e.V.

Juni 1921

Juni
Im Konzerthaus wird eine Gemäldeausstellung schwäb. Künstler durchgeführt.

2. 6.
Erstaufführung des schwäb. Volksschauspiels " s' Gretle von Strümpfelbach" im Konzerthaus durch die Volkskunstvereinigung.

18. 6.
Der Gemeinderat beschließt die Sperrung der Friedrichstraße südlich der Lindenstraße und verpachtet den gesperrten Teil an die Firma Voith auf die Dauer von 20 Jahren. (1958 an die Firma Voith verkauft).

18. - 20. 6.
An drei Tagen wird das Musikfest 1914 unter Teilnahme von 40 Kapellen durchgeführt. Das Musikfest findet anläßlich des 25/32jährigen Jubiläums der Stadtmusik und II. Musikfestes des Süddeutschen Musikerverbandes statt.

Juli 1921

Juli - Dez.
Die Teuerungszahlen für die Stadt seit Juli lauten wie folgt: Juli 821, September 987, Oktober 995. Die Zahlen beziehen sich auf eine Teuerungszahl in Mark auf Hundert von ehedem.

4. 7.
Kinderfest in Heidenheim. Die Durchführung des Kinderfestes war stark umstritten gewesen und fand schließlich nach Überwindung etlicher Schwierigkeiten doch statt.

6. 7.
75jähriges Jubiläum des Turnvereins 1846. Jubiläumsfeier im Konzerthaus.

9. 7.
Tod des Gemeinderats Johannes Güttinger.
Kinderfest in Mergelstetten.
Gauturnfest des Braunenberggaues auf dem Platz hinter der Gaststätte "Sonneneck". Schlußfeier im Konzerthaus.

24. 7.
Aufführung des Volksstücks "Der Meineidbauer" von Ludwig Anzengruber durch die Volkskunstvereinigung im Konzerthaus.

August 1921

17. 8.
Beim Neubau der Firma C. F. Ploucquet wurde in 8 1/2 m Tiefe eine Wasserader aufgefunden, die eine Förderung von 60l/sek. hat. Diese Wassermenge reichte seinerzeit aus, um das Dreifache der in Heidenheim benötigten Wasserversorgung zu decken.

20. / 21.
8. Feier des 10jährigen Bestehens der Fußballabteilung des Turnvereins 1846.

September 1921

2. 9.
Tod des früheren Stadtbaumeisters Matthäus Jooß. Er war von 1884-1919 Leiter des städt. Hochbauamts.

8. 9.
Der Bezirksrat genehmigt die Umstellung von Gas auf elektr. Licht im Kreiskrankenhaus.

15. 9.
Der Gemeinderat beschließt, im Hallamtsgebäude Ecke Schnaitheimer Straße-Olgastraße die Einrichtung einer Säuglingsmilchküche mit einem Aufwand von 30 000 Mark und einem jährlichen Aufwand für Betriebskosten mit 20 000 Mark.

16. 9.
Der Gemeinderat beschließt, daß die Polizeistunde für den Gesamtbereich der Stadt auf 24 Uhr festgesetzt wird.

Oktober 1921

1. 10.
Geschäftsübernahme der Konditorei und des Cafes Baumann in der Hauptstraße durch Fr. Moser, Eröffnung des Cafes durch Moser am 12. 10. Moser hatte im Juni das Gebäude um 145 000 Mark gekauft.
Eröffnung der Kraftwagenlinie Heidenheim-Nattheim in Anwesenheit von Oberbürgermeister Jaekle.

3. 10.
Evang. Bezirkskirchentag in der Pauluskirche. Von den 46 während des Krieges im Bezirk abgelieferten Glocken wurden 22 wieder ersetzt, davon 13 durch Bronze- und 9 durch Stahlglocken.
Einweihung des Sportplatzes des Turnvereins Mergelstetten am "Heldenfinger Weg" im Waldteil Scheiterhau.

9. 10.
Herbst-Landesversammlung des Schwäbischen Albvereins im Konzerthaus. Begrüßung der erschienenen Gäste durch den Obmann der Ortsgruppe, Professor Hahn.

10. 10.
Einweihung der Kraftwagenlinie Heidenheim-Gerstetten unter Anwesenheit des Oberamtsverwesers Amtmann Quintenz und Oberbürgermeister Jaekle.

12. 10.
Gründung eines Bauvereins in Mergelstetten. Zum Vorsitzenden des Bauvereins wird Fabrikant Dr. R. Zoeppritz gewählt. Es ist zunächst beabsichtigt, 16 Wohnhäuser mit 32 Wohnungen auf den Hitzleräckern hinter der Authenriethschen Ziegelei zu erstellen.

29. 10.
Im Handelsregister wird die Eintragung der Firma Oberdorfer, Metalltuchfabrik vorgenommen.

30. 10.
Einweihung des Kriegerdenkmals in Mergelstetten. Ansprachen durch Schultheiß Maier und Pfarrer Fischer. Das Ehrenmal war entworfen worden durch Architekt Werner, Heidenheim.

November 1921

6. 11.
Aufführung des "Wilhelm Tell" durch die Volkskunstvereinigung im Konzerthaus.
35jähriges Jubiläum des Radfahrervereins im Konzerthaus.

13. 11.
Gründung des Bundes der Kinderreichen im Gasthaus "Schwanen".

20. 11.
35jähriges Jubiläum des homöopathischen Vereins im Bahnhofhotel.

25. 11.
Tod des Professors Gottlob Wilhelm Hahn im Alter von 54 Jahren. (Obmann des Schwäb. Albvereins, Ortsgruppe Heidenheim und Lehrer an der Mädchenreal- und Oberrealschule). Am 10. 12. wird Apotheker Rudolf Eberle neuer Albvereinsvertrauensmann.

29. 11.
Anläßlich einer Bezirksratssitzung übernimmt der neue Oberamtmann Pfleiderer seine Tätigkeit.

Dezember 1921

24. / 25.
12. Einbruch in das Altertumsmuseum im Schloß Hellenstein. Entwendung von etwa 300 römischen Münzen der Altertumssammlung im Wert von etwa 50 000 Mark.

31. 12.
Im Stadtgebiet wurden dieses Jahr 68 Neubauten errichtet.

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